Über mich

Ich bin 36 37 38 39 Jahre alt, seit September 2015 verheiratet und seit März 2020 Mutter. Der Weg dahin war lang und beschwerlich: Der Startschuss zum Projekt Babyplanung fiel im Januar 2017, die erste Schwangerschaft stellte sich nach sechs Monaten ein, hielt aber keine sechs Tage. Im März 2018 – noch immer nicht wieder schwanger und kurz vor der ersten Kinderwunschbehandlung – habe ich diesen Blog eröffnet, weil ich ein Ventil brauchte. Natürlich hoffte ich inständig, dass dieser Blog nur ganz kurz als verzweifelter KiWu-Blog existieren würde und ganz schnell in einen Schwangerschafts- und dann Leben-mit-Kind-Blog überführt werden könnte. Es sollte aber nochmal über ein Jahr, sechs Embryotransfers und zwei weitere frühe Fehlgeburten dauern, bis es endlich klappte bzw. vor allem hielt. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Startschuss zu diesem Blog ist unser Baby geboren und man sollte meinen, alles ist gut. Mit der Kleinen  ist auch alles bestens, aber die Kinderwunschzeit mit all ihren Tiefen hat Wunden hinterlassen, die noch nicht verheilt sind und es vielleicht auch nie vollständig können. Wir hatten gehofft, dass wir mit der Schwangerschaft, spätestens der Geburt wieder ein normales, glückliches Paar werden, doch dafür ist zu viel passiert; ist uns zu viel passiert. Ich hatte es befürchtet und gleichzeitig unterschätzt.

…den Sinn dieses Blogs

Als ich die Idee zu diesem Blog hatte, dachte ich, ich könnte vielleicht der einen oder anderen da draußen damit hilfreiche Tipps geben. Allerdings merkte ich ziemlich schnell, dass es doch eher „nur“ ein Online-Tagebuch ist, ein elektronisches Auskotzen. Aber sei’s drum; auch das hatte zumindest mir persönlich bei anderen Blogs oft geholfen. Denn auch wenn ich dort nicht unbedingt Neues erfahren oder gelernt habe, half es mir irgendwie davon zu lesen, wie andere sich auch mit diesem Kinderkriegen (oder eher -machen) abmühen und daran verzweifeln. Umso überraschter war ich festzustellen, wie sehr mir dieser Blog eigentlich bringt: Zum einen half und hilft mir das Schreiben an sich, den ganzen Scheiß zu verarbeiten, den ich im Alltag eher verdränge, zum anderen habe ich schnell gemerkt, wie sehr mir das virtuelle Beiseitestehen meiner sehr lieb gewonnene Stammleserinnen bedeutet. Nicht nur in den dunkelsten Stunden war und ist es ein wunderschönes Gefühl zu wissen und zu lesen, dass da draußen Mädels sind, die mit mir fiebern, leiden und sich freuen. Auch jetzt noch, wo das Ziel endlich erreicht ist, es sich aber manchmal doch (noch!) nicht ganz nach einem Happy End anfühlt. Deswegen werde ich auch weiterhin meinen Gefühlen, Ängsten und Sorgen hier freien Lauf lassen. Vor alle aber will ich hier über das Leben mit Baby schreiben, das für mich nach all‘ dieser Zeit alles andere als selbstverständlich ist und das ich – zumindest bilde ich es mir ein – ein bisschen bewusster und intensiver genieße.

…Schrödingers Mel

Frei nach dem bekannten Gedankenexperiment von Erwing Schrödinger habe ich diesen Blog Schrödingers Mel genannt. Denn ich hatte in der langen Zeit des Versuchens eine interessante, wenn auch nervige Entdeckung gemacht: Einmal im Monat befand ich mich für einige Zeit im sogenannten Katzenzustand. Ich war schwanger und ich war nicht schwanger. Denn ich war ganz reell entweder schwanger oder ich war nicht schwanger. Aber das wusste ich in diesem Moment nicht. Erst zu einem späteren Zeitpunkt. Und es war eben dieser Zwischenzustand, der mir irgendwie am meisten zusetzte in der Kinderwunschzeit. Anfangs bzw. grade in den Monaten mit starken eingebildeten Schwangerschaftssymptomen hatte ich sogar schon mit der Zellkugel, von der ich so sicher war, dass sie da war, gesprochen oder zumindest fest an sie gedacht. Umso schlimmer das Gefühl, wenn das Massaker einsetzte und ich feststellen musste, dass da gar keine Zellkugel war. Mit der Zeit ging ich viel nüchterner an die Sache ran. Keine imaginäre Zellkugel, mit der ich kommunizierte – irgendwann sogar nicht mal mehr nach den Transfers. Nur ein interessiertes Beobachten meines Körpers. Nur ein Vielleicht. Neben dem konkreten Zeitpunkt, in dem ich schwanger oder eben nicht war, schlich sich der Katzenzustand noch anderweitig in meine Gedanken und sabotierte meine Pläne. Denn ich war quasi dauerhaft Schrödingers Mel, denn zu jedem Zeitpunkt in der Zukunft, ob bei beruflichen Events oder Dienstreisen, privaten Reiseplänen oder sogar nur längerfristig geplanten Restaurant- oder Partybesuchen, war ich schwanger und war ich nicht schwanger, war ich Mutter und war ich nicht Mutter.

Natürlich ist dieser Zustand jetzt vorbei, doch nun war ich so lange Schrödingers Mel und hat mich dieser Zustand so stark geprägt, dass ich den Blog nicht mehr umtaufen werde.